Sonntag, 20. Dezember 2015

Gehst du an Weihnachten in die Kirche?

Heute war ich mal wieder weit unterwegs. Es hat mich heute morgen nach Würzburg und später nach Bamberg verschlagen.

Als ich am Abend von Bamberg zurück nach Fockenfeld (Spätberufenenschule) gefahren bin, überkamen mich einige Gedanken, die ich gleich mal loswerden musste. Zum Pech meines Beifahrers waren wir nur zu zweit unterwegs. Naja, er hat´s überlebt.

Ich hatte gestern einen Artikel darüber gelesen, dass an Weihnachten nur 28% der Befragten einer repräsentativen Umfrage in die Kirche gehen. Erschreckend.
Unter diesem Artikel wurden unzählige Kommentare verfasst. Einige betiteln die Kirche als "korrupte Organisation" oder, dass sie zwar glauben, aber dazu "keine Kirche brauchen". Einige haben sich auch auf den Missbrauchsskandal berufen, welcher 2010 die ganze katholische Welt erschütterte, manche sagten, "die schlimmste Erfindung der Mensche seien Gott, Religionen und die Kirche".
Unter korrupt verstehen die Kommentatoren, dass die Kirchensteuer und die Kollekte an die Bischöfe abgegeben werden und die sich damit ein schönes Leben machen.
Aufklärung: Das stimmt überhaupt nicht, denn allein schon mit der Zahlung der Kirchensteuer macht man etwas Gutes. Durch die Kirchensteuer werden etliche christliche Schulen, Kindergärten, Krankenhäuser, Alten- und Pflegeheime, soziale Einrichtungen (u. a. Sozialstationen), Obdachlosenheime, Flüchtlingsunterkünfte mitfinanziert. Von der Kirchensteuer werden aber auch das ganze Personal bezahlt, welches für das jeweilige Bistum arbeiten. Es werden soziale Projekte getragen . . .

Der Kommentator, der den Missbrauchsskandal als Grund sah, der Kirche fernzubleiben, stempelte gleich mal alle Priester als pädophile Kindervergewaltiger ab, was von der unglaublichen Unprofessionalität des Schreibers zeugt. Das stimmt natürlich nicht.

Beim nächsten Grund musste ich die Augen verdrehen.
Wir verändern die Situationsobjekte: Meine Aussage: "Der Mensch hat das Automobil erfunden."
Die Aussage der Kommentatorin: "Der Grundstein des menschlichen Lebens ist das Auto."
Die Dame weiß wohl auch nicht, dass sie sich irrt. Wie kann ein Mensch Gott erfinden, wenn Gott den Menschen erschaffen hat? Das ist ein Paradoxon. Ich gehe auch nicht zu meinem Vater und sage: "Wenn ich dich nicht erfunden hätte, wärst du nicht da". Das ist ein Widerspruch in sich.
Nächster Punkt: Der Mensch hat die Kirche erfunden.
Hallo?! Wir alle sind Kirche. - Schon wieder so ein Paradoxon: "Ich habe mich erfunden".

Nichtsdestotrotz ist es ja so, dass die Kirche schon schlimmere Krisen überstanden hat. Die Kirche lebt durch unseren Glauben.
Und um die Frage in der Überschrift zu beantworten: Ja! Ich gehe. Ich gehe in die Christmette zum Weihnachtsamt!

Einen schönen restlichen 4. Adventssonntag und besinnliche Tage zum Weihnachtsfest!

Samstag, 5. Dezember 2015

Die Halle des weisen Königs

Den heutigen Post möchte ich mit einer kleinen Geschichte beginnen:

Die Halle des weisen Königs 
Ein König hatte zwei Söhne. Als er alt wurde, wollte er einen der beiden zu seinem Thronfolger berufen. Er versammelte die Weisen seines Landes und rief die Söhne herbei. Er gab jedem der Beiden 5 Silberlinge und sagte: "Ihr sollt mit diesem Geld die Halle in unserem Schloß bis zum Abend füllen. Womit Ihr das macht, ist Eure Sache." Die Ratgeber des Königs murmelten: "Das ist eine gute Aufgabe!"
Der älteste Sohn ging davon und kam an einem Feld vorbei, wo die Arbeiter Zuckerrohr ernteten und in einer Mühle auspressten. Das übrige Zuckerrohr lag nutzlos umher. Er dachte sich: "Das ist eine gute Gelegenheit, mit diesem Zeug die Halle meines Vaters zu füllen."
Schnell wurde er sich mit dem Vorarbeiter handelseinig. Bis zum späten Nachmittag schafften sie das ausgedörrte Zuckerrohr in die Halle. Als sie gefüllt war, ging er zu seinem Vater, zeigte ihm die gefüllte Halle und sagte: "Ich habe Deine Aufgabe erfüllt. Auf meinen Bruder brauchst Du nicht mehr zu warten." Der Vater erwiderte: "Es ist noch nicht Abend. Ich werde auf ihn warten."
Bald darauf kam auch der jüngere Sohn. Er bat darum, das Zuckerrohr wieder aus der Halle zu entfernen. So geschah es. Dann stellte er mitten in die Halle eine große Kerze und zündete sie an. Ihr Schein füllte die Halle bis in die letzte Ecke hinein.
Der Vater sagte: "Du sollst mein Thronfolger sein. Dein Bruder hat 5 Silberstücke ausgegeben, um die Halle mit nutzlosem Zeug zu füllen. Du hast nicht einmal ein einziges Silberstück gebraucht und hast doch die ganze Halle mit Licht erfüllt. Du hast sie mit dem gefüllt, was der Mensch braucht."

Ich weiß nicht, was ich da noch ergänzen kann. Der zweite Sohn, der in einer anderen Version der dieser Geschichte als untauglich und dumm gegenüber dem anderen bezeichnet wurde, hatte die einfachste, biligste, aber auch die effektivste Lösung. Die Kerze. Genial. Ich tue mich manchmal so schwer, nach einer perfekten Lösung zu suchen. Man denkt immer, die einfachsten Lösungen seien viel zu primitiv. Doch dem ist nicht so. Man muss keine Meisterwerke schaffen, um "gut" zu sein, man muss kein Professor sein, um berufen zu werden. Nein. Gerade, wenn wir die Bibel betrachten, fällt auf, dass Jesus am See von Galiläa Simon und Andreas, als normale Fischer beruft, mit ihm zu gehen (Mk 1, 10-13) Die beiden hatten keinen akademischen Status, keine Doktortitel, sind jedoch zu den wichtigsten Personen der Christenheit geworden.
Ich finde diese Geschichte sehr schön, da man so sehr gut sehen kann, wie einfach ein jedermann ist und was aus diesem einfachen Menschen werden kann.

Freitag, 4. Dezember 2015

Advent, Advent - Bleibt da die Zeit für Barmherzigkeit?

Heute melde ich mich aus langer "Erholungspause" wieder zurück. Und ja, es ist schon Advent! Unglaublich, das (Kalender-)Jahr hat doch gefühlt gerade erst begonnen...
Das Kalenderjahr ist zwar fast schon rum, jedoch beginnt das Kirchenjahr erst. Mit dem 1. Advent beginnt es und dieses mal in einer ganz besonderen Art: am 08.12.15 eröffnet Papst Franziskus mit der Öffnung der Heiligen Pforten das Heilige Jahr der Barmherzigkeit.
Das soll ein Ansporn für uns Christen sein, damit auch wir nicht vergessen, wie unbarmherzig ein jeder selbst manchmal handelt. Dieses Jahr gibt uns u. a. die Chance, uns neu, ja, uns sogar besser zu orientieren.
Doch was genau ist die Barmherzigkeit?
Festgelegt sind folgende "Werke der Barmherzigkeit":

Die sieben leiblichen Werke der Barmherzigkeit
  • Die Hungrigen speisen.
  • Den Dürstenden zu trinken geben.
  • Die Nackten bekleiden.
  • Die Fremden aufnehmen.
  • Die Kranken besuchen.
  • Die Gefangenen besuchen.
  • Die Toten begraben.
Die sieben geistigen Werke der Barmherzigkeit

  • Die Unwissenden lehren.
  • Den Zweifelnden recht raten.
  • Die Betrübten trösten.
  • Die Sünder zurechtweisen
  • Die Lästigen geduldig ertragen.
  • Denen, die uns beleidigen, gerne verzeihen.
  • Für die Lebenden und die Toten beten.

Wenn wir die Punkte genau betrachten, fallen uns bestimmt einige Sachen auf, die wir falsch, bzw. gar nicht tun. Gerade im 6. leiblichen Werk tu ich mich schwer, da ich persönlich genau diese Erfahrung hatte. Ein Mensch, dem ich sehr vertraut hatte, hatte eine unglaubliche Gräueltat begangen. Daraufhin hab ich mir (egoistisch) gedacht, mit dem möchte ich nichts mehr zu tun haben. Ich bin jetzt jedoch froh, dass er sich vor kurzem wieder bei mir gemeldet hat. Ich bin glücklich darüber, dass er seine Tat bereut und auch gebeichtet hat. Ich bin glücklich darüber, dass er allmählich wieder auf die richtige Spur kommt.
In den Punkten 5 und 6 der geistigen Werke tut sich doch bestimmt fast jeder schwer. Man ist gekränkt, wenn man beleidigt wird. Man möchte auch von dieser Person nichts mehr hören, weil man von ihr verletzt wurde. Dabei fällt mir ein, dass ich seit längerem mit einem "Lästigen" nicht mehr gesprochen habe, obwohl er nur drei Zimmer weiter wohnt. Ich glaube, es wird wieder Zeit hinzugehen.  "Wem ihr aber verzeiht, dem verzeihe auch ich. Denn auch ich habe, wenn hier etwas zu verzeihen war, im Angesicht Christi um euretwillen verziehen." (2. Kor. 2,10)

Barmherzigkeit ist eine der größten Tugenden, das sagte schon der Hl. Thomas von Aquin. Warum kann nicht die ganze Welt tugendhaft leben? Diese Frage bleibt wohl noch eine ganze Weile, wenn nicht bis in die Ewigkeit unbeantwortet - oder hören wir die Antwort nicht?! Hören wir genau hin!

Mit den Worten von Papst Franziskus aus seinem apostolischen Lehrschreiben "Evangelii Gaudium" möchte ich mich heute von Euch verabschieden und wünsche Euch eine gesegnete und besinnliche Adventszeit.

„Die Barmherzigkeit ist die wahre Kraft, die den Menschen und die Welt vor dem ’Krebsgeschwür‘ retten kann: dem moralischen Bösen, dem spirituellen Übel.“

Im Herzen Jesu verbunden,

Euer Stefan