Freitag, 4. Dezember 2015

Advent, Advent - Bleibt da die Zeit für Barmherzigkeit?

Heute melde ich mich aus langer "Erholungspause" wieder zurück. Und ja, es ist schon Advent! Unglaublich, das (Kalender-)Jahr hat doch gefühlt gerade erst begonnen...
Das Kalenderjahr ist zwar fast schon rum, jedoch beginnt das Kirchenjahr erst. Mit dem 1. Advent beginnt es und dieses mal in einer ganz besonderen Art: am 08.12.15 eröffnet Papst Franziskus mit der Öffnung der Heiligen Pforten das Heilige Jahr der Barmherzigkeit.
Das soll ein Ansporn für uns Christen sein, damit auch wir nicht vergessen, wie unbarmherzig ein jeder selbst manchmal handelt. Dieses Jahr gibt uns u. a. die Chance, uns neu, ja, uns sogar besser zu orientieren.
Doch was genau ist die Barmherzigkeit?
Festgelegt sind folgende "Werke der Barmherzigkeit":

Die sieben leiblichen Werke der Barmherzigkeit
  • Die Hungrigen speisen.
  • Den Dürstenden zu trinken geben.
  • Die Nackten bekleiden.
  • Die Fremden aufnehmen.
  • Die Kranken besuchen.
  • Die Gefangenen besuchen.
  • Die Toten begraben.
Die sieben geistigen Werke der Barmherzigkeit

  • Die Unwissenden lehren.
  • Den Zweifelnden recht raten.
  • Die Betrübten trösten.
  • Die Sünder zurechtweisen
  • Die Lästigen geduldig ertragen.
  • Denen, die uns beleidigen, gerne verzeihen.
  • Für die Lebenden und die Toten beten.

Wenn wir die Punkte genau betrachten, fallen uns bestimmt einige Sachen auf, die wir falsch, bzw. gar nicht tun. Gerade im 6. leiblichen Werk tu ich mich schwer, da ich persönlich genau diese Erfahrung hatte. Ein Mensch, dem ich sehr vertraut hatte, hatte eine unglaubliche Gräueltat begangen. Daraufhin hab ich mir (egoistisch) gedacht, mit dem möchte ich nichts mehr zu tun haben. Ich bin jetzt jedoch froh, dass er sich vor kurzem wieder bei mir gemeldet hat. Ich bin glücklich darüber, dass er seine Tat bereut und auch gebeichtet hat. Ich bin glücklich darüber, dass er allmählich wieder auf die richtige Spur kommt.
In den Punkten 5 und 6 der geistigen Werke tut sich doch bestimmt fast jeder schwer. Man ist gekränkt, wenn man beleidigt wird. Man möchte auch von dieser Person nichts mehr hören, weil man von ihr verletzt wurde. Dabei fällt mir ein, dass ich seit längerem mit einem "Lästigen" nicht mehr gesprochen habe, obwohl er nur drei Zimmer weiter wohnt. Ich glaube, es wird wieder Zeit hinzugehen.  "Wem ihr aber verzeiht, dem verzeihe auch ich. Denn auch ich habe, wenn hier etwas zu verzeihen war, im Angesicht Christi um euretwillen verziehen." (2. Kor. 2,10)

Barmherzigkeit ist eine der größten Tugenden, das sagte schon der Hl. Thomas von Aquin. Warum kann nicht die ganze Welt tugendhaft leben? Diese Frage bleibt wohl noch eine ganze Weile, wenn nicht bis in die Ewigkeit unbeantwortet - oder hören wir die Antwort nicht?! Hören wir genau hin!

Mit den Worten von Papst Franziskus aus seinem apostolischen Lehrschreiben "Evangelii Gaudium" möchte ich mich heute von Euch verabschieden und wünsche Euch eine gesegnete und besinnliche Adventszeit.

„Die Barmherzigkeit ist die wahre Kraft, die den Menschen und die Welt vor dem ’Krebsgeschwür‘ retten kann: dem moralischen Bösen, dem spirituellen Übel.“

Im Herzen Jesu verbunden,

Euer Stefan

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